Kinder und Jugendliche wirksam vor Risiken sozialer Medien schützen
Komplexe Probleme brauchen differenzierte Lösungen
Anlässlich der beantragten Anhörung im Schleswig-Holsteinischen Landtag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor negativen Auswirkungen sozialer Medien begrüßt der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein ausdrücklich, dass die Debatte inzwischen differenzierter geführt wird. „Mit Blick auf Schutz und Teilhabe ist es gut, dass nicht mehr nur die vermeintlich einfache Lösung eines pauschalen Social-Media-Verbots im Mittelpunkt steht, sondern die Vielschichtigkeit des Themas stärker anerkannt wird“, betont Sophia Schiebe, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein.
Bereits im Juni hatte sich der Kinderschutzbund gegen pauschale Verbotsforderungen ausgesprochen: „Ein altersabhängiges Pauschal-Verbot klingt vielleicht nach einer wunderbar einfachen Lösung, ignoriert aber die eigentlichen Defizite im digitalen Raum und lenkt von ihnen ab“, so Sophia Schiebe weiter. „Es fehlt an systematischer Medienbildung, an verantwortungsvoller Begleitung durch Erwachsene und an effektivem Schutz im digitalen Raum. Die Plattformbetreiber entziehen sich weiterhin ihrer Verantwortung, während die Politik lieber Altersgrenzen fordert, ohne zu erklären, wie eine funktionierende Altersverifikation überhaupt sichergestellt werden soll.“
Schutz und Teilhabe gehören zusammen
Der Kinderschutzbund macht deutlich: Kinder und Jugendliche müssen wirksamer vor Risiken wie Cybermobbing, Hassrede, Desinformation und Suchtgefahren geschützt werden. „Gleichzeitig haben sie nach der UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf Zugang zu Medien, auf Meinungsfreiheit und auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – auch digital“, unterstreicht Sophia Schiebe.
Lösungsorientierte Debatte statt einfacher Antworten
„Wir brauchen keine ideologische Polarisierung, sondern eine offene und lösungsorientierte Debatte“, fordert Sophia Schiebe. „Schutz, Förderung und Teilhabe müssen konsequent zusammengedacht werden. Kinder und Jugendliche dürfen nicht aus digitalen Räumen ausgeschlossen werden, sondern brauchen altersgerechte Angebote, Begleitung und Schutzmechanismen – und die Anbieter müssen endlich in die Pflicht genommen werden.“
Kinderrechte und Kinderschutz als Maßstab für jede Maßnahme
Aus Sicht des Kinderschutzbundes müssen alle geplanten Maßnahmen an den Kinderrechten auf Schutz, Förderung und Teilhabe gemessen werden. Dabei stellen sich zentrale Fragen, die in der Anhörung Raum haben sollten:
- Wie wird sichergestellt, dass Schutzmaßnahmen nicht zu neuen Hürden führen und Kinder und Jugendliche – insbesondere aus benachteiligten Gruppen – nicht stärker von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen werden?
- Welche Belege gibt es, dass pauschale Verbote oder technische Altersverifikationen tatsächlich zu mehr Kinderschutz führen – und nicht lediglich zu einer Verlagerung der Risiken in unregulierte Räume?
- Wie kann die Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit von Schutzmaßnahmen regelmäßig überprüft werden – und wie werden Kinder und Jugendliche selbst an der Entwicklung und Bewertung dieser Maßnahmen beteiligt?
- Welche verbindlichen Vorgaben sollte es für Plattformen geben, ihre Angebote kindgerecht und sicher zu gestalten (nach dem Prinzip Kinderrechte by Design) – und wie werden diese kontrolliert und sanktioniert?
- Wie kann sichergestellt werden, dass Plattformen altersabgestufte Inhalte und anbieten und Kinder und Jugendliche nicht durch manipulative Algorithmen, suchtkritische Mechanismen oder Werbung gefährdet werden?
- Wie wird Medienkompetenzförderung gestärkt, damit Kinder befähigt werden, sich kompetent bei Social Media zu bewegen?
Der Kinderschutzbund fordert, dass Kinder und Jugendliche als Expert*innen ihrer Lebenswelt systematisch beteiligt werden und dass technische, strukturelle und pädagogische Lösungen zusammengedacht werden. „Wir brauchen eine differenzierte, evidenzbasierte und partizipative Debatte, die nicht bei Verboten stehen bleibt, sondern die Rechte und Bedürfnisse von Kindern in den Mittelpunkt stellt“, so Sophia Schiebe abschließend.