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Der Kinderschutzbund macht Wahlkampf für Kinder und Jugendliche

Kinder haben Armut und Gewalt nicht gewählt

Kein Kind würde sich aussuchen, in einer armen oder von Armut bedrohten Familie aufzuwachsen. „Kinder würden Armut abwählen – wenn sie könnten; sie dürfen aber nicht wählen“, erklärt Marion Marx, stellvertretende Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes in Schleswig-Holstein. „Die über 94.000 symbolischen Postwurfsendungen, die Haushalte in ganz Schleswig-Holstein in diesen Tagen erreichen, verdeutlichen genau das mit der Aufschrift ‚Kinder haben Armut nicht gewählt‘. Verbunden mit dem Hinweis, dass am 08. Mai 2022 Landtagswahlen in Schleswig-Holstein sind“, ergänzt Susanne Günther, Landesgeschäftsführerin.  

In Lübeck und Neumünster ist jedes vierte, in Kiel sogar jedes dritte Kind von Armut betroffen. „Insbesondere Kinder von Alleinerziehenden und Familien mit mehr als zwei Kindern sind von Armut bedroht. Eine Situation, die seit Jahrzehnten bekannt und nicht mehr tolerierbar ist“, erläutert Susanne Günther den Standpunkt des Kinderschutzbundes.

Zudem hat sich die Situation durch die Corona-Pandemie noch einmal drastisch verschärft: Arbeitslosigkeit und Kurzarbeitergeld führen zu weiteren starken Einbußen des familiären Budgets. Und die zuletzt stark gestiegenen Lebenshaltungskosten (u. a. Lebensmittel, Energieversorgung, Mieten, Kraftstoffe) verschlimmern die Gesamtsituation für viele Familien noch einmal. Durch Armut entstehen absehbare Risiken wie schlechtere Bildungschancen, gesundheitliche Beeinträchtigungen und soziale Ausgrenzung.

„Bildungschancen dürfen nicht länger vom Einkommen der Eltern abhängen – wir fordern eine tatsächliche Lernmittelfreiheit, das heißt, dass alle für den Schulalltag notwendigen Materialien von der digitalen Ausstattung bis zum Workbook kostenfrei sind“, wird Marion Marx konkret, „darüber hinaus muss die Kinder-Infrastruktur in den Bereichen Bildung, Freizeit, Sport und Kultur im gesamten Land ausgebaut werden.“ Dazu zählen neben Sonderinvestitionen in benachteiligten Quartieren auch eine individuelle und inklusive, qualitativ gute Förderung in Schule und Kita sowie eine kinderfreundliche Umsetzung der Ganztagsbetreuung mit beispielsweise einem gesunden, kostenfreien Mittagessen und einer guten Verzahnung schulischer und außerschulischer Angebote.

Damit das Land Schleswig-Holstein gezielt und langfristig gegen Kinderarmut vorgehen kann, braucht es eine Strategie – und belastbare aktuelle Daten als Grundlage. „Wir fordern alle fünf Jahre einen Kinderarmutsbericht für Schleswig-Holstein“, unterstreicht Marion Marx.

In Deutschland ist es bislang bittere Realität, dass Kinder aus armen Familien oft arm bleiben. „Das ist nicht länger hinnehmbar – der nachhaltige und durchdringende Abbau von Kinderarmut muss jetzt endlich auch landespolitische Priorität haben“, macht die stellvertretende Landesvorsitzende deutlich. Dementsprechend vehement fordert der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein von der zukünftigen Landesregierung entschieden mehr Mut und ein viel zügigeres Tempo bei der Bekämpfung von Kinderarmut in Schleswig-Holstein.


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