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Kinderarmut ist ungerecht - ungleiche Chancen

17.07. ist Internationaler Tag der Gerechtigkeit

Fast 23 von 100 Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein waren 2022 arm oder armutsgefährdet (22,5%)[1]. In Kiel, Lübeck und Neumünster sind besonders viele Kinder betroffen. Für Sophia Schiebe, neue Landesvorsitzende des Kinderschutzbund Schleswig-Holstein, ein nicht hinnehmbarer Zustand: „Für rund 110.000 Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein ist Armut Alltag. Armut grenzt aus. Armut ist ungerecht. Armut bewirkt, dass diese Kinder schlechtere Chancen auf eine gute Bildung, auf gute Gesundheit und Teilhabe an der Gesellschaft haben. Wege aus der Armut sind schwierig. Kinder aus armen Familien bleiben oft arm; in Deutschland dauert es sechs Generationen, bis die Nachkommen einkommensschwacher Familien das Durchschnittseinkommen erreichen. Das ist strukturelle Armut. Arme Kinder haben nachweislich schlechtere Chancen auf eine gute Bildung, auf gute Gesundheit und Teilhabe an der Gesellschaft. Dieses Wissen ist längst da – genauso wie das Wissen, dass kein Kind jemals Armut wählen würde - aber der politische Wille zum nachhaltigen Handeln ist nicht stark genug ausgeprägt“, konstatiert die neue Landesvorsitzende.

Neben der finanziellen Absicherung sei eine gute Infrastruktur im sozialräumlichen Umfeld wichtig; auch das habe mit Gerechtigkeit zu tun, etwa der niedrigschwellige Zugang zu Unterstützungsangeboten. Oder die kostenfreie Ausstattung mit entsprechendem Schulmaterial: „Seit Langem fordert der Kinderschutzbund Landesverband SH eine echte Lernmittelfreiheit, um den bestehenden Bildungsungerechtigkeiten ein Stück weit zu begegnen. Und dazu gehört auch, dass alle Kinder in der Schule ein kostenfreies und ausgewogenes Mittagessen bekommen –auch in Hinblick auf einen kinderfreundlichen Ganztag in Schleswig-Holstein ist das ein entscheidender Punkt. Mit leerem Magen lernt es sich schlecht“, so Sophia Schiebe.

Das Thema Kinderarmut beschäftigt den Kinderschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten. Der Kinderschutzbund sieht in einer gut durchdachten und mit ausreichenden Mitteln hinterlegten Kindergrundsicherung weiterhin einen wichtigen Baustein, der im Kampf gegen Kinderarmut etwas ausrichten könnte. Aber auch das Land muss reagieren. Dazu die neue Landesvorsitzende: „Für ein gutes Aufwachsen brauchen Kinder und Jugendliche neben einer finanziellen Absicherung auch ein gutes Lebensumfeld, dass armutspräventiv wirkt und eine chancengerechte Infrastruktur vorhält. Geld- und Infrastrukturleistungen müssen sich im Kampf gegen Kinderarmut und gesellschaftliche Ausgrenzung ergänzen.“ Der Kinderschutzbund fordert seit Langem eine Gesamtstrategie, bei der Maßnahmen der Bundes-, Landes- und kommunale Ebene so ineinandergreifen, dass Kinderarmut endlich entschieden begegnet wird.

[1]Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung (Hrsg.): Bericht zur sozialen Situation von Kindern und Jugendlichen in SH 2023/ Faktenblatt zur Kinderarmutskonferenz, März 2024


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