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Nummer gegen Kummer: Viele Familien jetzt in Not - entlastende Beratungstelefone

Viele Familien befinden sich zurzeit in einer akuten Notlage, die überaus vielschichtig und dadurch besonders herausfordernd ist. „Die Dauernachrichten zu steigender Inflation, Energiekrise, Krieg und der immer noch anhaltenden Pandemie lösen sowohl bei Kindern als auch bei Eltern eine tiefsitzende Verunsicherung aus“, erklärt Matthias Hoffmann, Koordinator der Landesarbeitsgemeinschaft Nummer gegen Kummer im Landesverband des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein. Perspektivlosigkeit greift um sich, und es besteht wenig Hoffnung, dass sich zeitnah eine positive Trendwende abzeichnet. Die Auseinandersetzung mit den aktuellen Sorgen, Nöten, Ängsten und Problemen der Kinder, Jugendlichen und Eltern kann nicht ins nächste Jahr ‘verschoben‘ werden. Nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder und Jugendlichen müssen lernen, mit dauerhafter Unsicherheit umzugehen.

Einen konkreten Beitrag leisten die ehrenamtlich Beratenden bei der Nummer gegen Kummer: Wer beim Kinder- und Jugendtelefon oder beim Elterntelefon anruft, kann sich sicher sein, am anderen Ende der Leitung auf einen aktiv zuhörenden und geschulten Menschen mit offenem Ohr zu treffen. „Aktuell erleben wir viele ratlose Eltern vor allem hinsichtlich Finanzen – existentielle Ängste und Sorgen sind in dieser Häufigkeit neu“, berichtet Stephanie Wohlers, Geschäftsführerin im Kreisverband Stormarn: „Wo kaufen wir unser Obst günstig ein? Können wir uns Gemüse überhaupt noch leisten? Wie lange ist der Kühlschrank noch voll?“ Die Familien berichteten auch, dass sie sich wenig gehört und gesehen fühlen. Tipps zum Energiesparen und Einkaufstipps wirken zum Teil zynisch auf sie, wenn ohnehin schon nur nach günstigen Angeboten geschaut wird. „Dementsprechend rufen auch Kinder und Jugendliche an, die sich Sorgen um die wirtschaftliche Situation ihrer Familie machen. Das führt zu Fragen wie ‘Kann ich nun nicht mehr mit auf Klassenfahrt?‘ Sie tragen die familiären Probleme einfach mit“, so Stephanie Wohlers. Bei den Kindern komme zudem noch die Angst dazu, dass der Krieg auch zu uns kommt.

Dass ein einzelnes Gespräch nicht alle Probleme lösen und jede Sorge nehmen kann, versteht sich von selbst. Es kann aber helfen, die eigenen Ängste und Nöte zu relativieren – und dadurch entlastend wirken. Was für diesen Moment schon eine ganze Menge ist. Die Beratenden reden dabei Probleme keineswegs klein oder betreiben Augenwischerei; sie sind vielmehr ebenso empathisch wie ehrlich und ordnen die jeweilige Problematik in einen Gesamtzusammenhang ein. Das weitet den Blick wieder und hilft, innerlich ruhiger zu werden und klarer zu sehen. Und hoffentlich wieder ein wenig zuversichtlicher in die Zukunft zu schauen.

Und Zuversicht haben viele Familien bitter nötig. “Wir haben die Themen, mit denen Eltern im Zeitraum September bis November 2022 anriefen, mit demselben Zeitraum im Jahr 2021 verglichen – und festgestellt, dass sich die Anzahl der Beratungsgespräche, in denen es um finanzielle Sorgen und Nöte der Familien ging, von 10% auf fast 30% erhöht hat. Die konkrete Armutsproblematik war in 8% der Beratungsgespräche Anlass des Anrufs der Eltern oder Elternteile; im Vorjahr waren es 3%. Dabei darf man nicht vergessen, dass alle anderen Problematiken parallel dazu weiterhin bestehen“, bringt Katharina Handt, Leitung und Koordination Ehrenamt beim Ortsverband Kiel, die für viele Familien dramatische Lage auf den Punkt.


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