Verabschiedung Irene Johns mit Fachdiskussion
„Kinder sind das Großartigste, was das Leben bietet“
Am Freitag, 12. Juli 2024, verabschiedete der Kinderschutzbund SH seine langjährige Landesvorsitzende Irene Johns mit einer Fachdiskussion zum Thema „Kinderschutz – Ohne Dialog geht gar nichts.“
„Der Dialog war uns, war mir immer sehr wichtig; im Laufe der Jahre haben wir ein großes Netzwerk aufgebaut. Wir haben immer das Gespräch und die Zusammenarbeit gesucht – auch länderübergreifend – um zu verstehen, zu lernen und für Kinder bessere Lebensbedingungen zu bewirken. Nicht nur, weil Kinder Rechte haben, sondern weil Kinder das Großartigste sind, was das Leben bietet. Ich glaube, das dürfen wir einfach nicht vergessen. Diese gute Tradition des Kinderschutzbundes, mit anderen in den Dialog zu treten, wollen wir heute hier mit dieser Fachveranstaltung fortsetzen“, erklärt die scheidende Landesvorsitzende gewohnt energisch.
Sozialministerin Aminata Touré bedankte sich in Vertretung des Ministerpräsidenten Daniel Günther bei Irene Johns für ihren jahrzehntelangen großen Einsatz: „Ihre Leidenschaft und Ihr Engagement haben die Arbeit des Kinderschutzbundes maßgeblich geprägt. Für Sie war es immer wichtig, die Welt aus der Sicht der Kinder zu sehen und damit die Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Um die besten Lösungen für die Herausforderungen im Kinderschutz zu finden, haben Sie stets die Zusammenarbeit mit Politik, Verbänden und Vereinen gesucht. Sie haben beharrlich für die Rechte und den Schutz der Kinder in unserem Land gekämpft, verhandelt, damit enorm viel erreicht und den Kindern eine hör- und sichtbare Stimme gegeben. Dafür danke ich Ihnen im Namen der gesamten Landesregierung von ganzem Herzen.“
Irene Johns, Erziehungswissenschaftlerin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, hatte die Funktion der Landesvorsitzenden seit 2002 inne; von 1993 an war sie stellvertretende Landesvorsitzende. Parallel leitete sie bis 2012 das Kinderschutz-Zentrum Kiel; darüber hinaus hatte sie zahlreiche Funktionen auf Landes- und Bundesebene, u.a. Sachverständige beim Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, langjährige Vorsitzende des Landesjugendhilfeausschusses SH, Mitglied des Zukunftsrats des Ministerpräsidenten SH (derzeit Torsten Albig). Zudem ist sie Autorin und Herausgeberin von Fachpublikationen. Unter ihren zahlreichen Ehrungen findet sich seit 2010 auch das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
„Irene Johns hat jahrzehntelagen den Kinderschutzbund weit über den Landesverband Schleswig-Holstein hinaus geprägt. Sie hat neue Impulse gesetzt und sich hartnäckig und zielsicher für die Belange von Kindern und Jugendlichen engagiert. Wir, der Bundesverband, konnten uns immer darauf verlassen, in Irene Johns eine tatkräftige auch politisch klug agierende Mitstreiterin an unserer Seite zu haben“, erklärt die Präsidentin des Kinderschutzbundes, Sabine Andresen.
Von den mehr als 60 Jahren, die der Kinderschutzbund Landesverband SH besteht, war sie 43 Jahre dabei – eine lange Zeit, die sehr geprägt ist von ihrem Engagement und politischem Mitwirken. „Was braucht eigentlich das Kind? Mir war immer wichtig, diese Frage in den Vordergrund zu stellen. Ob es um Kinderarmut geht, um Gewalt, Bildung, Gesundheit oder Teilhabe: Antworten auf diese Frage sind notwendiger denn je. Um eine starke Lobby für alle Kinder sein zu können, die bei uns leben und um auch politisch mit allen demokratischen Kräften etwas bewegen zu können, war es mir immer ein besonderes Anliegen, neben der Fachlichkeit und unserem Engagement auch ein großes Netzwerk zu bilden. Wir brauchten tatkräftige Kooperationspartner und wir mussten gehört werden. Heute sind wir ein lebendiger und inzwischen großer Verband, nicht immer bequem, aber durchsetzungsfähig - mit lauter Stimme für Kinder“, ordnet Irene Johns rückblickend ein.
Auf Erfolge wie zum Beispiel die Enttabuisierung von sexueller Gewalt gegen Kinder und die Entwicklung von Hilfen, dem Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung, der Entwicklung Früher Hilfen für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern, Beteiligungsprojekte, wichtige Impulse für den Abbau von Kinderarmut und mehr Bildungsgerechtigkeit sowie den stetigen Ausbau von Unterstützung und Hilfe für benachteiligte Kinder und ihre Familien sowie besondere Unterstützung für geflüchtete Kinder vor Ort zurückschauend, an deren Umsetzung der Kinderschutzbund maßgeblich mitgewirkt hat, wisse sie, wofür sich der Kinderschutzbund Landesverband engagiere und politisches und gesellschaftliches Umdenken und Handeln einfordere. 2010 war die Aufnahme der Kinderrechte in die Landesverfassung ein besonderes Highlight – einstimmig beschlossen vom Schleswig-Holsteinischen Landtag. Allerdings ohne die Beteiligungsrechte. Nach 14 Jahren gibt es nun wieder eine Chance, die Kinderrechte zu stärken. „Ich bin aber optimistisch, dass sich dieses Mal alle Fraktionen darauf einigen können, Beteiligungsrechte sowie auch das Kindeswohl in die Landesverfassung mit aufzunehmen“, zeigt sich Irene Johns hoffnungsvoll.
Das ehren- und hauptamtliche Team des Kinderschutzbund Landesverbandes SH sagt „tschüß und auf Wiedersehen“ zu Irene Johns.
„Mit Ihrer radikal freundlichen Hartnäckigkeit hat Irene Johns viel für die Kinder und ihren Schutz erreicht. Sie hat immer klar Position bezogen, auch wenn es nicht der Mehrheitsmeinung entspricht; Ecken und Kanten zeigen aus Überzeugung, das Richtige zu tun – das hat Irene Johns immer ausgemacht und das möchten wir an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich würdigen.
Wir sagen Danke für diese großartige Lebensleistung und werden Ihre Arbeit konsequent fortsetzten. Der Kinderschutzbund Landesverband bleibt die starke Lobby für Kinder in unserer Gesellschaft. Wir werden uns klar und deutlich für die Interessen aller Kinder einsetzen, wo und wann immer das nötig sein wird“, erklärt Dr. Eberhard Schmidt-Elsaeßer, Mitglied geschäftsführender Vorstand, abschließend.